Meist sind es unsere Kinder, die sich kleine Heimtiere wünschen, manchmal aber auch wir Erwachsene. Nicht selten fällt die Entscheidung zugunsten eines Kleintiers, weil wir meinen zu wenig Zeit für einen Hund oder eine Katze zu haben. Hierbei wird aber auch oft übersehen, dass auch diese kleinen Nager beschäftigt und umsorgt sein wollen. Das beginnt bei der gesunden Ernährung und endet beim richtigen Verhalten im Umgang mit Kaninchen & Co. Durch unsere langjährige Erfahrung mit diesen Tieren, möchten wir Ihnen gerne wertvolle Tipps im Umgang und der Pflege mit diesen liebenswerten Hausgenossen zur Verfügung stellen.
Der richtigen Fütterung und regelmäßigen Zahnpflege wird deshalb große Bedeutung zugesprochen, weil Nagerzähne ein Leben lang wachsen. Zudem hat ein Nager jede Menge Zähne im Maul. Vier bis sechs Schneidezähne und viele, für den Laien nicht sichtbare Backenzähne. Die scharfen Schneidezähne dienen dem Kaninchen beispielsweise zum abbeißen von Gras- und Heuhalmen, die Backenzähne wiederum zermahlen diese dann in kreisförmigen Mahlbewegungen. Ein Verhalten, dass wir häufig beobachten können. Stellen Sie sich nun sinnbildlich vor, Ihre eigenen Zähne wachsen ein Leben lang und Sie bekommen nur Nahrung, welche diesen notwendigen Zahnabrieb nicht fördert? Bestimmt kein angenehmer Gedanke. Nicht wahr?
Die Futtermittelindustrie will uns jedoch vermitteln, dass es ausreicht unsere kleinen Heimtiere mit Pellets und getreidereichem Mischfertigfutter, arm an langfasrigen Bestandteilen, zu füttern. Das aber führt, neben anderen Erkrankungen, auch zu Zahnfehlstellungen mit überlangen Zähnen, die es den Tieren unmöglich machen, ihr Futter aufzunehmen. Verhindern können wir dies, indem wir gesundes Futter mit viel rohfaserreichem Heu anbieten und zum Knabbern ungespritzte Äste (z.B. Haselnuss, Kernobst, Linde, Weide oder Ahorn) zur Zahnabnutzung. Ein weiterer Vorteil artgerechter Fütterung, ist die Beschäftigung des Tieres mit dem Futter, sodass allfälliges Fehlverhalten wie "Haare fressen" oder das Anknabbern von Elektrokabeln und Möbeln vermieden oder zumindest deutlich reduziert werden kann.
Wichtig zu wissen ist auch, dass diese „Beutetiere“ aus Angst vor ihren Feinden, erst sehr spät Anzeichen von Krankheit zeigen. Für ein Unwohlsein von Kaninchen & Co gibt es jedoch einige untrügliche Hinweise:
deutliche Fehlstellung der Schneidezähne, führt zu vermehrtem Speichelfluss, erkennbar am verklebten Fell rund um Schnauze und Hals, Abmagerung, tränende Augen oder eitriger Augenausfluss oder auch sehr kleine Kotmengen im Gehege.
Eine genaue Beobachtung, aber speziell auch das regelmäßige Angreifen Ihres Tieres, ist zur Früherkennung von Krankheiten lebenswichtig. Was spüren Sie, wenn Sie Ihr Kaninchen auf den Arm nehmen? Greift es sich gut ernährt an, oder fühlen Sie nur Haut und Knochen? Ist sein Fell verklebt? Schauen Sie Ihrem Nager gelegentlich vorsichtig in das Maul und betrachten Sie auch seine Augen. Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie Ihr Tier tierärztlich untersuchen.
Das Verdauungssystem ist - wie bereits oben erwähnt - für eine rohfaserreiche Futterzusammensetzung vorgesehen. Der Kaninchendarm produziert neben dem normalen Kot auch den sogenannten Blinddarmkot. Dieser wird in der Regel vom Kaninchen in einem ungestörten Moment wieder gefressen und stellt ein normales Verhalten dar. Dies ist bei unseren Haustieren meist nachts der Fall, oder bei Wildkaninchen wenn sie in ihren unterirdischen Bauten sitzen. Der Blinddarmkot dient der besseren Futterverwertung und der ausreichenden Vitaminversorgung. Dieses Kotfressen ist dann meist als eine Art Putzbewegung zu beobachten und sollte in keiner Weise gestört werden.
Gesundes Kaninchenfutter besteht aus langfaserigem Heu, getrockneten Blüten und Stielen, Gräser, Kräuter,Gemüse und Obst, wobei letztere einen kleineren Anteil ausmachen sollen. Allzu oft werden die Heimtiere nur mit "Nagerfastfood" gefüttert, welches zu viel Getreide, zu große Mengen weicher und süßer Früchte sowie ungesunde Leckerlies enthält. Wichtig ist auch die Bereitstellung von ausreichend frischem Wasser. Steht zu wenig Wasser zur Verfügung sinken sowohl Futter- als auch Wasseraufnahme, was in Folge zur Bildung von Harngries oder Harnsteinen führen kann. Zusätzlich leiden viele der im Käfig gehaltenen Tiere an zu wenig Bewegung, Vereinsamung und Langeweile. Weitere Gefahren finden sich auf unseren Fußböden und in unseren Regalen, in Form von losen Teppichen, Katzenstreu, heruntergefallenen Medikamenten und behandelten Hölzern. Dies erfordert deshalb viel Beachtung und Aufmerksamkeit unsererseits, da Kaninchen nicht erbrechen können. Die Folgen sind erhebliche Verdauungsprobleme mit Verlangsamung der Darmbewegung und dies endet oft im lebensbedrohenden Darmstillstand.
"Käfig inklusive Indoor-Toilette" oder Villa mit Garten - Wenn Sie die Wahl hätten, welche Wohnform würden Sie für sich selbst wünschen? Für unsere Nager entscheiden auch wir über artgerechte oder beengte Wohnverhältnisse.
Wussten Sie, dass Wildkaninchen im Sommer wie Winter, die meiste Zeit in riesigen unterirdischen Bauten leben? Ein "Kaninchen-Wohntraum" ist daher nicht so sehr, der oftmals kleine und beengte Käfig, sondern naturgemäß vielmehr der Kaninchenbau im Garten mit viel Platz zum sich verstecken, toben und spielen. Da Kaninchen große Bauten mit Gängen graben, sollte idealerweise sichergestellt werden, dass diese nicht plötzlich in Nachbars Garten auftauchen. Aber leider sind die Möglichkeiten oft nicht gegeben, dem Kaninchen oder Meerschweinchen einen Platz im Garten zu bieten. So wird es umso wichtiger, vor dem Kauf für einen zumindest ausreichend großen Käfig mit bauähnlichem Versteck und Freilauf zu sorgen. Apropos "Indoor-Toilette"- ein Kaninchen kann tatsächlich sehr einfach daran gewöhnt werden die bereitgestellte "Kaninchentoilette" zu benutzen. Gerade bei sich im Wohnbereich frei bewegenden Tieren ist dies eine überaus sinnvolle und nützliche Einrichtung.
Die Wildkaninchen leben und lieben in großen Kolonien mit kleineren Untergruppen von 2-8 Tieren. Alle Weibchen dieser Gruppen sind untereinander verwandt, die männlichen Tiere werden mit Erreichen der Geschlechtsreife vertrieben und suchen sich eine neue Kaninchenkolonie. Was bedeutet das für unsere Hausgenossen? Niemals ein einzelnes Tier halten! Kaninchen,Meerschweinchen und andere Heimtiere fühlen sich nur wohl, wenn sie in Gruppen von zwei bis mehreren Tieren gehalten werden. Einzeln aufgewachsene Tiere reagieren sehr häufig entweder aggressiv oder sehr ängstlich auf das spätere Zusammentreffen mit Artgenossen.
Das Zusammenführen der "Neuen" bedarf deshalb etwas Fingerspitzengefühl. Es wäre falsch den Neuankömmling einfach zu den Anderen in den Käfig zu setzen, denn dies kann durchaus zu ernsthaften Verletzungen führen. Die Erstbegegnung soll außerhalb des Käfigs, auf neutralem Boden und unter permanenter Beobachtung erfolgen, um schneller eingreifen zu können. Oft klappt eine Zusammenführung schon nach wenigen Minuten, manche Tiere aber bleiben sich auf Dauer unsympathisch. Oft hilft dabei, wenn man diesen Tieren die Möglichkeit einräumt, den Partner selbst zu wählen.
Lang ausgestreckt oder entspannt hockend mit angelegten Ohren- ein sicheres Zeichen, dass Ihr Kaninchen sich wohlfühlt. Hellhörig sollten Sie werden, wenn Ihr Tier mit den Zähnen knirscht, knurrt oder gar schreit. Das alles sind Zeichen von Angst und Stress. Zähneknirschen kann auch ein erstes Anzeichen von Schmerz sein.
Kaninchen verfügen über eine große Anzahl an Lauten und Gebärden - klopfen mit den Hinterläufen, ist beispielsweise ein Alarmsignal für andere Artgenossen, dass Gefahr droht. Gefahren drohen unseren Tieren aber auch in unseren Haushalten. Leider werden sie oft unsachgemäß aufgehoben oder falsch getragen, Kinder können unwissentlich grob sein und ein Hund der ständig vor dem Käfig steht oder permanenter Lärm, führt zu übermäßigem Stress und Unruhe der Kleintiere. Unangenehm kann es werden, wenn nicht kastrierte Männchen ihre Rivalen oder auch ihre Weibchen markieren und dabei auch ihre Bezugspersonen miteinbeziehen. Kleine Heimtiere verfügen über einen ausgezeichneten Gehör- und Geruchssinn. Daran sollten Sie denken wenn Sie in deren unmittelbarer Umgebung Lärm machen, rauchen oder Duftsprays verwenden.
Gegen den Menschen gerichtete Aggression kann durch Furcht oder erlernte Situationen ausgelöst werden. Ein Beispiel: Werden Kaninchen & Co unsachgemäß aufgehoben, erleiden sie Schmerzen und daraus resultiert die spätere Angst vor den Händen des Menschen. Ein auf behutsame Weise großgezogenes Kaninchen wird sich daher dem Menschen gerne nähern und sich auf dessen Arm mit den streichelnden Händen wohlfühlen. So ist es besonders wichtig kleine Kinder nie mit den Tieren alleine zu lassen und sie langsam und behutsam mit den neuen Hausbewohnern bekannt zu machen. Dies trägt entscheidend zur Lebensqualität der kleinen Heimtiere bei, wie auch zu deren Entwicklung in ein familienfreundliches, zahmes Haustier.